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Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky schwadroniert über sein Lieblingsthema: die Integration.

© dpa

Gastkommentar: Heinz Buschkowsky sollte sein Honorar spenden

Heinz Buschkowsky sorgt mit seinem Buch dafür, dass Neukölln weiterhin abgestempelt wird. Damit ist niemandem geholfen.

Nein, ein Rassist ist der Neuköllner Bezirksbürgermeister ebenso wenig wie ein Vater ein Sadist ist, der sein schreiendes Baby schüttelt und anbrüllt. Diagnose: Überforderung. Die gilt auch für Heinz Buschkowsky. Waren anfänglich nicht alle überfordert, als Deutschland sich ohne Vorbereitung für Armutswanderer großzügig öffnete? Was aber bringt es, sie immer wieder öffentlich bloßzustellen, wie es Buschkowsky in seinem Buch tut? Klar, das erzeugt das überlegene Gefühl, endlich gesagt zu haben, was mal gesagt werden musste. Für einen hohen staatlichen Amtsträger ist es allerdings eine etwas schlichte Reaktion, sich zu entlasten, indem er Einwanderung madig macht. Viele Kleinmütige mag das ja bestätigen, aber es hilft nicht weiter. Es schadet dem Bezirk und verringert die Chancen vieler Neuköllner nicht nur aus Migrantenfamilien. Gerade die haben dem Bezirk wieder Leben eingehaucht, besonders als Kleinunternehmer.

Wären vor Jahrzehnten die Ausländer nicht gekommen, gäbe es heute zwar keine arabische Schrift an den Schaufenstern in der Sonnenallee – für den Bürgermeister Ursache für Überfremdungsängste und Identitätsverlust. Aber deutsche Fachgeschäfte gäbe es auch nicht mehr. Stattdessen zugenagelte, leerstehende Ladenzeilen. Denn die deutschen Geschäftsleute sind nicht vor den Ausländern geflüchtet. Ihre Läden fanden damals keine Kunden mehr, nachdem viele Einheimische die Kieze verlassen hatten. In den Neubauvierteln lebte es sich einfach besser. Nun bestimmen ehemalige Bewohner aus Flüchtlingslagern im Libanon und aus unterentwickelten Teilen der Türkei das Geschäfts- und Nachbarschaftsleben in der Neuköllner Innenstadt. Sie brauchen Beratung, nicht Kränkung.

Prima, dass Herr Buschkowsky sich um die Zukunft der kleinen Mahmouds und Hüliyas sorgt und mehr in Bildung investieren will. Doch nach dem aktuellen Katastrophengeschrei werden selbst Schüler aus gut ausgestatteten Schulen (Rütli, Albert-Schweizer-Gymnasium) auch zukünftig als abgestempelt gelten. Mehr Geld ist allerdings in Reichweite, denn jetzt kommen ja die Bestsellerhonorare. Wann hat der Autor eigentlich öffentlich verkündet, dass diese voll in bewährte Integrationsprojekte fließen?

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